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031 Besuch in der Diebesgilde

Die Fahrt nach Rifton mit der Kutsche verlief wie gewohnt ruhig. Leider war das Wetter nicht so sonderlich schön, sondern war regnerisch und neblig. Als sie drei Tage später Rifton erreichten, beschlossen den ersten Abend gemütlich im Hause zu verbringen. Adelante wurde in die Obhut von Shadre gegeben. Am nächsten Tag wollten sie dann runter zur Diebesgilde gehen und ihnen die Informationen bringen, die sie haben wollten.

Als Akkirah am neuen Morgen aufwachte war sie sich ganz sicher. Sie erwartete ein Kind. Heute Abend, wenn sie aus der Diebesgilde zurückkamen und wieder gemeinsam in Bett lagen, würde sie es Vilkas sagen. Sie richtete sich etwas auf und beugte sich über ihren Mann und gab ihm einen Kuss, bevor sie aufstand, um ihre morgendlichen Tätigkeiten nachzukommen. Er grummelte nur etwas schlief aber weiter. Akkirah musste lächeln. "Schlafmütze", flüsterte sie ganz leise und begann dann sich anzukleiden.

Draußen war es noch immer Nebelverhangen und von der Sonne war nichts zu sehen. Sie ließ sich Zeit als sie bei Adelante im Stall war und ging anschließend auf den Markt um einzukaufen und sich den neusten Klatsch anzuhören.

Nach dem Mittagessen ging sie dann gemeinsam mit Vilkas runter zum Rattenweg. Er war dort unten noch nie gewesen und hatte ein ungutes Gefühl dabei. Auch Akkirah fühlte sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut und wäre am Liebsten alleine hinunter gegangen, aber Vilkas bestand darauf mit zu kommen. Am meisten fürchtete sich Akkirah vor dem Wiedersehen mit Brynjolf. Es war weit mehr als ein Jahr vergangen, wo sie nach Weißlauf aufgebrochen war und sich dort den Gefährten angeschlossen hatte.

Sie achteten drauf, dass sie nicht gesehen wurden, als sie den Rattenweg betraten. Vorsichtig gingen sie die Gänge entlang, bis sie die zersplitterte Flasche erreichten. Wie üblich lagen sich Delwin und Vex in den Haaren, Tonilia saß bei ihren Kisten und Heuler hatte sich zu ihr gesellt. Vekkel stand hinter dem Tresen vor dem Brynjolf saß. Außer Heuler bemerkte keiner sofort das Erscheinen von Akkirah und Vilkas und Heuler griff sicherheitshalber sogleich zu seinem Schwert, als er den Fremden an Akkirahs Seite sah. Durch den Griff zum Schwert wurde Vekkel auf die Gäste aufmerksam und erkannte Akkirah sogleich.
"Bryn, schaut wer da kommt."

Zwischenzeitlich waren Akkriah und Vilkas bei den Tischen angekommen. Vilkas fühlte sich hier ziemlich Fehl am Platze und hätte sich am Liebsten seine Frau gegriffen und wäre wieder gegangen. Brynjolf drehte sich um und sah Akkirah an. Der Blick den er ihr zuwarf, gefiel Vilkas überhaupt nicht. Er hatte etwas einnehmendes, überhebliches und heraus forderndes an sich.

"Mädchen, es ist schön euch nach so langer Zeit endlich mal wieder zu sehen. Ihr hättet nie weggehen dürfen, denn ihr gehört hierher" Brynjolf ging auf Akkirah zu, ignorierte die ungehaltenen Blicke von Vilkas und nahm sie einfach in den Arm. Mehr als ihm eine weitere Ohrfeige verpassen konnte sie nicht, dachte sich Brynjolf. Sie war noch schöner geworden, hatte er den Eindruck. Und sie wirkte selbstbewusster, als Damals als sie davongelaufen war. Nur der Mann an ihrer Seite gefiel ihm nicht. Aber er hatte schon vor längerer zeit gehört, das Akkirah geheiratet hatte. Was sie aber an diesem Typen finden konnte, war ihm Schleierhaft. Schmächtig und grießgrimmig dreinschauend, das passte doch überhaupt nicht zu seinem Mädchen.

Akkirah wand sich vorsichtig wieder aus der Umarmung heraus, lächelte aber dabei, was Vilkas noch weniger gefiel und in ihm eine ohnmächtige Eifersucht aufstieg, gegen die er sich nicht wehren konnte. Er versuchte dagegen anzukämpfen, schließlich wollte er Akkirah keine Probleme bereiten.

"Habt ihr etwas in Einsamkeit raus finden können? Wisst ihr wer hinter dem Kauf von Gut Goldenglanz steckt?" Brynjolf sah Akkirah weiterhin lächelnd an.
Wortlos nickte Akkirah.
"Dann lasst und keine Zeit verschwenden, Mercer wird ganz erpicht darauf sein, zu hören, was ihr erfahren habt. Also kommt." Er ergriff sie am Arm und dann drehte er sich um zu Vilkas und sagte in seiner herablassenden Art die Vilkas immer mehr auf die Palme brachte. "Ihr wartet hier, nur Mitglieder der Diebesgilde dürfen die Zisterne betreten und sich dem Gildenmeister nähern."
"Sie geht nirgends ohne mich hin", Vilkas bemühte sich ruhig zu bleiben, was ihm aber kaum gelang. Und als dann noch Heuler, der seinen Platz bei Tonilia verlassen hatte, sich ihm in den Weg stellte, um zu verhindern, dass er mitging, wurde er richtig sauer. Er wollte gerade seine Hand gegen Heuler erheben, als Akkirah sich einmischte, denn sie erkannte, dass es nicht gut gehen würde und versuchte ihn zu beruhigen.
"Warte hier bitte, ich werde bald zurück sein. Macht euch keine Sorgen, mein Liebster."
Vilkas stand weiterhin angespannt und bereit sofort auf jeden der Anwesenden loszugehen hinter Akkirah.
"Ihr solltet auf das Mädchen hören", Brynjolfs Augen schauten belustigt drein. Die Art von Brynjolf reizte Vilkas noch viel mehr, aber er erkannte das er nichts machen konnte. Aber sie sollten sehen das Akkirah zu ihm gehörte. Vilkas wusste nicht was über ihn kam. Er griff Akkirah fest an ihrem Arm, das sie fast vor Schmerz aufgeschrien hätte und zog sie an sich und Küsste sie heftig, fast schon brutal.

Akkirah wusste nicht was mit ihr geschah. Alles ging so schnell und ihre Gedanken wirbelten wie wild durcheinander. Sie dachte an ihren ersten Mann, der sie immer nur misshandelt hatte und vor dem sie unerträgliche Angst hatte. Sie wollte sich losreißen, aber dann dachte sie, damit würde sie Vilkas vor allen hier der Lächerlichkeit preisgeben, was sie nicht tun konnte, denn sie liebte ihn über alles, auch wenn er sie gerade selbst wütend gemacht hatte. Also legte sie ihre Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss.

Als Vilkas sie losließ, wusste er, dass er eine riesigen Mist gebaut hatte. Er sah es in ihren vor Wut blitzenden bernsteinfarbenen Augen. Er wusste selbst nicht was über ihn gekommen war und es tat ihm unendlich leid. Er wollte es ihr sagen, aber er fand auf die Schnelle nicht die richtigen Worte und sie sagte nur: "Ihr geht jetzt am Besten nach Hause. Wir sehen uns später im Honigheim." Dann drehte sie sich um und folgte Brynjolf. Vilkas sah ihr traurig mit hängendem Kopf nach und dann drehte auch er sich um und begab sich zurück zum Honigheim, wo er warten würde, um sich bei ihr zu entschuldigen. Er sah sich bevor er die Taverne verlies noch mal zu ihr um, aber sie war schon in einem Gang verschwunden. Akkirah folgte Brynjolf in durch den schmalen Geheimgang zur Zisterne. Die anderen blieben in der Taverne zurück. Brynjolf konnte sich mit einem Kommentar nicht zurückhalten:
"Euer Gemahl scheint etwas aufbrausend zu sein, wo habt ihr den denn nur aufgelesen?", lachte er. Akkirah sah ihn an, verpasste ihm eine heftige Ohrfeige und in ihren Augen blitzen immer noch vor Wut. "Haltet eure schändliche Klappe und lasst uns weitergehen, wenn ihr die Informationen haben wollt Ansonsten gehe ich sofort wieder."

Er merkte auch, dass er zu weit gegangen war. Aber er konnte auch einfach nicht anders. Er wusste, er war viel zu alt für Akkirah, hätte ihr Vater sein können, auch wenn er einen wesentlich jüngeren Eindruck machte, aber trotzdem hatte er sich in "sein" Mädchen verliebt und immer gehofft sie würde eines Tages zurückkommen, nachdem sie gegangen war. Er hatte es nie so recht verwunden, als er erfuhr, das sie kurz nach seiner Abreise nach Windhelm in der Taverne aufgetaucht war und er sie verpasst hatte. Er erfuhr es erst bei seiner Rückkehr aus Windhelm, drei Wochen später. Und er war damals drauf und dran gewesen ihr zu folgen. Aber Mercer hatte ihn zurückgehalten und gemeint, sie wäre es nicht Wert, wenn sie gleich wieder verschwand. Er hätte nicht auf den Gildenmeister hören sollen. Aber jetzt war es endgültig zu spät.

Nun war sie zwar da, aber an der Seite eines anderen Mannes.Er musste ihre Entscheidung akzeptieren und beschloss, zukünftig ihrem Mann gegenüber sich besser zu verhalten und ihn nicht wieder zu provozieren, sollten sie sich noch mal treffen. Trotzdem hätte er gerne gewusst, warum sie damals wieder davon gegangen war.
"Mädchen", fing er vorsichtig an, "ich meine Akki, ich würde euch gerne etwas Fragen. Er war plötzlich stehen geblieben. Im dunklen Gang konnte er sie kaum erkennen. "Warum habt ihr nicht gewartet, bis ich zurückkam, als ihr nach Rifton kamt?"
Akkirah wusste nicht was sie zu dieser unverfrorenen Frage sagen sollte. Er war es doch, der Trost in den Armen einer anderen gesucht hatte. Und da erwartet er, dass sie auf ihn gewartet hätte?
"Was hättet ihr an meiner Stelle getan, wenn ihr erfahren hättet, dass ich Trost in den Armen eines anderen gesucht hätte, nachdem ihr nicht sofort zurückgekommen wärt? Hättet ihr da gewartet? Tut mir leid, aber wenn ihr wirklich etwas für mich empfunden hättet, hättet ihr nicht nach ein paar Tagen schon irgendeine alte Freundin in Windhelm aufgesucht."
Sie konnte sein erstauntes Gesicht nicht sehen.
"Wie kommt ihr darauf, dass ich bei einer anderen Frau gewesen bin?"
"Vekkel hat es mir erzählt, als ich kam, um den Schuldschein von der Honigbräuerei vorbei zu bringen. Mercer hatte ihm gesagt, ihr beide würdet ein paar alte Freundinnen aufsuchen, um euch etwas abzulenken."

Sie konnte zum Glück nicht sehen, das er rot wurde. Das war der ursprüngliche Plan von Mercer, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, nachdem Akkirah nicht zurückkam. Aber Brynjolf blieb zu Mindestens die Nächte über alleine. Er wollte keine andere Frau als Akkirah haben.
"Nun, wir waren zum Arbeiten dort. Und ja, Mercer meinte, wir sollten uns ein bisschen Spaß gönnen, aber ich habe mich mit keiner eingelassen."
"Es ist eh egal, ob ihr es getan habt oder nicht. Ich habe in der Zwischenzeit Vilkas kennen gelernt und mein Herz gehört nur ihm alleine. Und nun würde ich gerne die Informationen weitergeben, das ist schließlich der Grund meines hierseins."

So gingen sie beide Schweigend weiter in die Zisternen und dann zu Mercer Frey, der an seinem Arbeitstisch stand und in irgendwelche Unterlagen vertieft war. Akkirah verspürte in der Gegenwart von Mercer immer ein ungutes Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Er hatte ihr nie was getan und seine distanzierte Art hatte er allen, außer Brynjolf, gegenüber. Als sie zu ihm traten, nahm Mercer seinen Kopf hoch:
"Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht Bryn's kleines Mädchen ist. Was führt euch denn hierher. Wollt ihr wieder für uns Arbeiten?" Er verkniff sich einen gehässigen Kommentar und das passende Grinsen dazu, als er Brynjolf ansah und dort deutlich noch die Abbrücke einer Hand erkennen konnte, die dort recht kräftig getroffen haben musste.
Akkirah schwieg und Brynjolf ergriff das Wort.
"Nachdem ihr herausgefunden hattet, wer der Markler für Goldenglanz ist, habe ich sie nach Einsamkeit geschickt, um mehr herauszubekommen und Gulum-Ei zu beschatten. Niemand kannte sie in Einsamkeit und konnte so verdacht schöpfen, das sie für uns Arbeiten würde."
Mercer tat so, als würde Akkirah gar nicht da sein.
"Und was hat euer Mädchen in Erfahrung gebracht?"
"Ihr Name ist Karliah." Nachdem Akkirah das gesagt hatte, waren sowohl Mercer, als auch Bryn recht überrascht.
"Karliah sagt ihr? Ich habe seit Jahrzehnten nichts mehr von ihr gehört, nachdem sie meinen Vorgänger Gallus ermordet hat."
"Wer war sie? Warum hat sie Gallus getötet? Und was will sie nun von Euch?" fragte Akkirah.
Mercer erzählte ihr die ganze Geschichte und dann fragte er:
"Hat Gulum-Ei gesagt, wo sie zu finden ist?"
"Sie soll gesagt haben ‚der Anfang des Ende'."
Mercer schwieg einen Moment und ging in sich, bevor er wieder etwas sagte.
"Die Schneeschleierzuflucht, der Ort wo sie Gallus ermordet hat. Ich muss dorthin und ihr werdet mich begleiten, alleine."
"Aber….."
"Kein aber, ich brauche eure Hilfe, um sie zu überwältigen. Und ihr wisst ich bekomme, was ich will. Wir treffen uns an der Schneeschleierzuflucht in fünf Tagen. Trödelt nicht rum." Dann ließ er sie stehen und ging.

Bei Talos, wie sollte sie da Vilkas beibringen? Er würde sie nicht gehen lassen und sie traute Mercer Frey zu, seine Kontakte spielen zu lassen, damit sie gezwungen werden würde, ihn zu begleiten.

Brynjolf, der immer noch neben ihr stand, merkte das sie darüber nicht glücklich war und legte ihr trösten die Hand auf die Schulter. "Kommt, begrüßt erst mal die anderen, das wird euch auf andere Gedanken bringen und euer Mann wird sich schon einkriegen und euch gehen lassen.", sagte er ganz sanft zu ihr.

Er hatte Recht, also versuchte sie das Beste draus zu machen und ging in den Übungsraum, wo sie viele ihrer alten Freunde antraf. Nur Saphir und Vipir fehlten, die waren irgendwo unterwegs auf Diebestour, was Akkirah traurig machte. Sie hätte sich gerne etwas mit ihrer Freundin unterhalten. Die Männer luden sie ein mit ihnen zu Abend zu essen und so setzten sie sich an die Tische in der Zisterne, wo sie sich lange unterhielten. Sie merkte dabei kaum, wie die Zeit verging.

Es war schon recht spät als sie zurück zum Honigheim kam. Vilkas hatte angefangen sich Sorgen zu machen, wollte ihr aber nicht sofort mit Vorwürfen oder ähnlichen kommen. Er wollte sie sanft in den Arm nehmen, aber sie entzog sich ihm. Er sah sie traurig an.

"Es tut mir unendlich leid, was ich heute Nachmittag getan habe, mein Herz. Bitte vergebt mir", er sah sie an. Sie lächelte nur zurückhalten und strich mit ihrer Hand über seine Wange. Dann setzte sie sich an den Tisch.
"Ich habe etwas zu Essen gemacht, kommt nehmt einen Teller und esst etwas." Akkirah schüttelte ablehnend den Kopf.
"Ich habe schon in der Zisterne etwas zu essen bekommen."

Vilkas sah unglücklich aus. Er hatte extra ihr Lieblingsgericht gemacht, und nun wollte sie nichts davon nehmen. Er wünschte sich er könne die Zeit noch mal zurückdrehen.

"Ich soll mit Mercer zur Schneeschleizuflucht gehen, um Karliah aufzuspüren. Er will keine weiteren Leute dabei haben, da es da unten voller Fallen ist und man sich sonst nur Gegenseitig umbringt." Vilkas wollte protestieren, das sah sie, aber dann überlegte er es sich anders.
"Ich begleite euch bis Windhelm, wo ich anschließend auf euch warten werde, wenn es euch recht ist", sagte er stattdessen. Sie nickte erleichtert und dankbar. Damit hatte sie nicht gerechnet, das Vilkas mehr oder weniger sofort zustimmen würde. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Das heute war alles zu viel für sie.

"Bitte seid mir nicht böse, aber ich möchte mich jetzt zurückziehen und hinlegen. Ich bin einfach nur Müde." Sie standen beide auf, und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Ich räume nur noch auf und komme dann nach, mein Herz."
Akkirah legte sich hin und weinte tränenlos. Sie beschloss mit der Neuigkeit, die sie ihm eigentlich heute Abend mitteilen wollte zu warten, bis sie aus der Schneeschleierzuflucht zurückkommen würde.

Als Vilkas zu ihr ins Bett kam, drehte sie sich nicht wie gewohnt zu ihm rum, sondern blieb mit dem Rücken zu ihm liegen. Sie wollte nicht ,dass er merkte dass sie geweint hatte. Vorsichtig legte er seinen Arm um sie und hatte schon Angst sie würde ihn wegstoßen. Das tat sie aber nicht, sondern hielt ihn mit der linken Hand fest.
"Ich liebe euch über alles, mein Herz", flüsterte er ihr ins Ohr.
"Ich euch auch, mein Liebster."
Kurz darauf schliefen beide unruhig ein.
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