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004 Weißlauf / Weg nach Rifton

Akkirah war nun auf den Weg nach Weislauf. Nachdem sie die Brücke hinter Flusswald überquerst hatte drehte sie sich noch mal um. Ralof stand noch immer da und sah ihr nach. Sie winkte ihm noch mal zu und dann ging sie weiter. Die neuen Stiefel, die zur Rüstung gehörten drückten noch etwas, aber da musste sie nun durch. Sie hatte das einfache Schwert, das sie einem Soldaten in Helgen abgenommen hatte, am Gürtel. Auf dem Rücken an ihrem Rucksack hing der Bogen. Er war nicht der Beste, aber er war solide gearbeitet worden. Langsam ging sie den Weg am Fluss entlang. War es Richtig, so Hals über Kopf zu gehen? Wäre es nicht besser gewesen, sich ihrer Angst zu stellen, statt davor zu fliehen? Ralof wollte ihr nichts tun, das war ihr klar. Aber sie verstand nicht, warum sie so gehandelt hatte. Und sie wollte es nicht noch mal machen. So in Gedanken versunken bemerkte sie den Wolf, der sich von einem Felsen aus anschlich fast zu spät. Im letzten Moment gelang es ihr, den Bogen zur Hand zu nehmen und das Tier zu töten, bevor es sie erwischte. Sie zog dem Tier das Fell ab. Das würde sich sicherlich gut in Weißlauf verkaufen lassen.

Von nur an achtete sie wieder mehr auf ihre Umgebung und dabei vergaß sie ihren Kummer. Schon bald konnte sie die Stadt Weißlauf mit der darüber ragenden Drachenfeste sehen. Auch wenn sie greifbar Nahe schien, war es doch noch mehr als ein halber Tagesmarsch bis dahin. Sie sammelte nebenbei an Kräutern was sie finden konnte. Am frühen Nachmittag erreichte sie dann die Kreuzung am Fluss. Hier traf sie das erste Mal seit sie Flusswald verlassen hatte, wieder ein paar Menschen. Es waren drei Kaiserliche mit einem gefangenen Nord. Angst überkam sie. Würde die auch sie gefangen nehmen, wenn sie ihnen zu Nahe kam? Aber sie schienen kein Interesse an einer zusätzlichen Gefangenen zu haben. Sie warnten sie nur, ihnen aus den Wege zu gehen und sie in Ruhe zu lassen. Der Gefangene tat Akkirah leid, aber was sollte sie gegen drei Kämpfer machen. Also ging sie vorsichtig ihres Weges und hielt größtmöglichen Abstand zu der Truppe, die vor ihr weiter ging. Sie passierte die Honigbräuerei und kam an diversen Feldern vorbei, bevor sie die Stallungen von Weißlauf erreichte, die vor den Mauern der Stadt lagen. Vor der Stadt hatte eine Khajiit Karawane ihr Lager aufgeschlagen. Da es schon recht spät war, beschloss Akkirah bei ihnen ihr Wolfsfell und ihre Kräuter zu verkaufen. Mit dem Geld könnte sie vielleicht ein Zimmer und etwas zu Essen im Gasthof bezahlen, den es in der Stadt bestimmt geben würde. Sie ging den Weg hoch bis sie an das verschlossene Stadttor gelangte. Einer der beiden Wachen stelle sich ihr in den Weg. "Aufgrund des Bürgerkrieges lassen wir nicht jeden in die Stadt. Was ist der Grund für euren Besuch von Weißlauf?"
"Ich habe eine wichtige Nachricht an den Jarl. Gerdur aus Flusswald hat mich gebeten, diese zu überbringen. Und zwar persönlich." Die Wachen schauten sie gründlich an. "Naja ihr sehr nicht danach aus, als würdet ihr großartig Ärger bereiten. Ihr dürft passieren."

Akkirah danke der Wache und ging, nachdem ihr das Tor geöffnete wurde, in die Stadt. Auf der belebten Hauptstrasse, die hoch zur Drachenfeste führte, tobten einige Kinder herum. Auch im Inneren der Stadt patrouillierten Wachen gemächlich. Gleich rechts befand sich die Schmiede. Auf der anderen Seite war eine Taverne. Akkirah ging die Strasse entlang und kam zu Marktplatz. Die Händler waren dabei ihre Stände für die Nacht vorzubereiten um nach hause gehen zu können. Sie fragte eine Frau an einem der Stände, wo sie eine Möglichkeit zum übernachten finden könnte. Die Frau deutete auf ein Haus und sagte: "Dort drüben in der Beflaggten Mähren bekommt man günstig Zimmer und das Essen dort ist sehr gut und auch nicht teuer. Ich gehe oft, wenn ich nach der Arbeit müde bin und keine Lust mehr habe mich noch an den Herd zu stellen, mit meiner kleinen Tochter dorthin zum Essen." "Ich danke euch vielmals für die freundliche Auskunft." Akkirah lächelte die Frau an und ging dann weiter zur Drachenfeste hoch. Dem riesige Baum, auf den sie zuging nachdem sie die ersten Stufen hinter dem Markt passiert hatte, sah man an das er am Sterben war. Irgendwie machte das Akkirah traurig. sie ging daran vorbei. Links von ihr ging es in ein weiters Wohnviertel der Stadt, rechts stand eine mächtige Halle. Ihr Ziel war aber die Drachenfeste, also ging sie weiter bis sie vor dem großen Tor stand. Wieder hielten Wachen sie auf und fragten wer sie sei und was sie zu dieser Stunde vom Jarl wollte. Wieder sagte sie nur, das Gerdur aus Flusswald sie geschickt hatte. Den Wachen war Gerdur gut gekannt. Sie war so etwas wie die Ortsvorsteherin von Flusswald und wenn es etwas gab, das dem Jarl mitgeteilt werden musste, war sie es normalerweise die nach Weißlauf kam und im Namen der aller Dorfbewohner ihre Anliegen vorbrachte. Wenn sich die junge Frau auf Gerdur berief, musste es wohl schon wichtig sein. Also ließen sie Akkirah passieren. Akkirah betrat die riesige Halle der Drachenfeste. Am anderen Ende saß der Jarl auf seinem Thron. Zwei Kinder stritten sich lautstark. Akkirah vermutete es wären die Kinder des Jarls, so hochmütig wie sie sprachen. Langsam ging sie auf den Jarl zu. Als sie die Mitte der gro0en Tafel, die schon für das Abendmahl gedeckt war, passiert, kam eine in schwerer Rüstung gekleidete Frau auf sie zu. Es war Irileth, eine Dunkelelfe, die dem Jarl als Huskal diente. Sie hielt Akkirah auf und wollte wissen, was sie hier zu suchen hätte. Akkirah hielt es für besser die Dunkelelfe nicht herauszufordern daher sagte sie ihr da Gerdur sie schickte um zu berichten was in Helgen passiert war. Bisher war scheinbar davon noch nichts bis Weißlauf vorgedrungen. Irileth hielt es für Angemessen Akkirah zu Jarl Balgruuf vorzulassen. So trat Akkirah dann etwas schüchtern vor den alten Mann. Sie hatte von den Kindern auf den Mann geschlossen, und gedacht er würde sie von oben herab behandeln. Aber er zeigte sich ihr gegenüber offen und freundlich. Auf seine Fragen antwortete sie so gut sie konnte. Nur den Grund, warum sie in Helgen gewesen war, behielt sie lieber für sich.

Weder der Voigt Proventus Avenicci noch Irileth wollten so recht glauben, was sie gehört hatten. Der Jarl aber glaubte Akkirah. Daher beschloss er gegen den Willen von seinem Voigt ein paar Wachen nach Flusswald zu schicken, die dort die Augen aufhalten sollten. Irileth sollte sich darum kümmern. Dann bat der Jarl Akkirah ihm zu folgen. Er ging zu einem Raum an der Seite, in dem sich eine Gestalt in einer dunklen Magierrobe aufhielt. Es war nicht zu erkennen, welcher Rasse der Mann angehört.

"Farengar, diese Frau hier könnte euch interessieren. Lasst euch von ihr erzählen, was in Helgen passiert ist. Vielleicht kann sie euch bei euren Forschungen unterstützen." Dann wandte er sich noch mal an Akkirah bevor er wieder ging. "Farengar beschäftigt sich schon seit sehr langer Zeit mit Drachengerüchten. Ich lasse euch nun alleine. Und ich danke euch, dass ihr hergekommen seid um uns bescheid zu geben." Dann begab er zurück zu Avenicci. "Der Jarl glaubt also ihr könnt mir helfen?" Der Mann wirkte recht hochmütig. "Ich weiß nicht was sich der Jarl denkt, wobei ich euch helfen könnte. Ich habe einen Drachen gesehen und bin vor ihm geflohen. Was soll daran hilfreich sein?"

"Das frage ich mich auch", grummelte der Magier leise in seinem Bart, aber Akkirah hatte es trotzdem verstanden, hielt sich aber zurück und sagte nichts. "Ist euch etwas Besonderes an dem Drachen aufgefallen?" "Was meint ihr mit besonderes? Ich habe zuvor noch nie einen Drachen gesehen, er war komplett was Besonderes. Aber ich hatte das Gefühl er würde nach jemand bestimmten Ausschau halten. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein. Und bevor ich mich mit einem Freund im Inneren der Festung von Helgen in Sicherheit gebracht habe, sprach er ein paar Worte in einer mir unbekannten Sprache. Das ist alles was ich dazu sagen kann."

"Nun sollte euch noch etwas einfallen, bitte ich euch es mich wissen zu lassen." Er drehte sich um und wollte wieder zu seinem Tisch zurückgehen um dort wieder die Arbeit aufzunehmen, durch die er von der Ankunft von Akkirah und dem Jarl unterbrochen wurde. Plötzlich drehte er sich nochmals um. "Ihr könntet mir einen gefallen tun. Wenn ihr wieder hinunter in die Stadt geht, schaut doch bitte bei der Alchemistin Acadia vorbei und bringt ihr diese Frostsalze. Ihr Laden ist am Marktplatz zu finden." Akkirah nickte nur und nahm die Frostsalze an sich. Dann ging sie hinaus und verließ die Drachenfeste wieder. In der Zwischenzeit war es draußen dunkel geworden.

Akkirah begab sie sich hinunter in die Stadt. Sie klopfte zunächst an die Tür der Alchemistin Acadia, da diese schon verschlossen war. Es dauerte etwas, bevor die Tür geöffnet wurde. Akkirah entschuldigte sich für die Störung und übergab ihr die Frostsalze, die sie von Farengar bekommen hatte. Acadia war darüber sehr erfreut. Sie bat Akkirah doch noch rein zukommen und gemeinsam mit ihr zu Abend zu essen, das sie gerade fertig hatte. Akkirah bedankte sich, lehnte aber freundlich ab, da sie müde war, von dem langen Fußmarsch von Flusswald nach Weißlauf.

Die Beflaggte Mähre war gut besucht und alle Tische besetzt. Ein Barde sang seine Balladen. Akkirah nickte Charlotta, der Händlerin vom Markt zu, die mit ihrer Tochter da war. Dann ging sie zum Tresen, an dem die Wirtin sich gerade mit einem heruntergekommen Mann stritt. Als sie Akkirah sah, ließ sie den Mann links liegen und wandte sich dem Neuankömmling zu. "Ich wünsche einen schönen guten Abend. Ich bin Hulda, die Besitzerin der Beflaggten Mähre. Was kann ich für euch tun?" "Ich hätte gerne ein Zimmer für die Nacht", antwortete Akkirah. "Und wäre es möglich eine Kleinigkeit zu Essen zu bekommen, die ich dann auf dem Zimmer zu mir nehmen kann?"
"Aber natürlich. Kommt, ich zeige euch euer Zimmer. Sardia wird euch dann gleich etwas zu Essen hochbringen. Ihr habt doch aber sicher nichts dagegen, wenn ich die Kosten für Zimmer und Essen gleich von euch verlange? Ich habe in letzter Zeit leider häufiger Gäste gehabt, die sich ohne zu bezahlen, am frühen Morgen aus dem Staub gemacht haben." Akkirah schüttelte den Kopf. "Es ist in Ordnung." Sie gab Hulda den Betrag für die Übernachtung und das Essen und dann folgte sie der Wirtin, die sie zu ihrem Zimmer im Obergeschoss führte. Kurz darauf brachte Sardia ein Tablett mit reichlich zu Essen und Trinken hoch. Akkirah schaffte gerade mal die Hälfte von dem was aufgetischt worden war. Den Rest würde sie am Morgen kalt essen. So sparte sie sich das Geld für ein Frühstück, zumal sie eh kaum noch Septimen übrig hatte.

Am nächsten Morgen stand Akkirah im Morgengrauen auf. Sie gab Hulda, die schon wieder am werkeln war, den Zimmerschlüssel zurück und verließ dann die Stadt. Vor der Stadt war die Khajiit Karawane dabei ihr Lager abzubrechen. Sie wollten weiter nach Markath ziehen. Akkirah überlegte erst, ob sie sich ihnen anschließen sollte. Dann entschied sie sich aber in die entgegengesetzte Richtung, nach Rifton zu gehen. In den Birkenwäldchen um Rifton herum würde es genug Wild zum Jagen geben. Als sie an der Kreuzung kurz hinter der Honigbräuerei ankam überlegte sie erneut, welchen Weg sie einschlagen sollte. In Flusswald hätte sie sicherlich gut ihre Vorräte auffüllen können und Ralof, Gerdur und ihre Familie würden sich sicherlich freuen, sie wieder zu sehen. Das würde dann aber bedeuten, wenn sie anschließend weiterging, durch Helgen zu müssen. Aber nachdem was sie dort erlebt hatte, wollte sie da nicht so schnell wieder hin. Also überquerte sie den Fluss und ging in zügigem Schritt vorwärts. Das Wetter war trübe und regnerisch. Sie ärgerte sich, keinen anständigen Umhang gekauft zu haben.

Als sie ein ganzes Stück gegangen war, hörte sie plötzlich aus Richtung einiger hoher Tannen etwas abseits des Weges ein leises Schnauben. Sofort griff sie zu ihrem Bogen und legte sicherheitshalber einen Pfeil ein. Dann schlich sie vorsichtig zu dem Ort, von wo sie das Schnauben gehört hatte. Die Vorsicht schien überflüssig zu sein. Vor sich sah sie einen toten Bretonen und einen ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden weilenden Säbelzahntiger. Das Schnauben kam von dem Pferd, das neben der Leiche des Mannes stand. Es war eine dunkle noch recht junge Stute wie Akkirah erkannte. Scheinbar waren sie und ihr Reiter von dem Säbelzahntiger angegriffen worden. Dem Bretonen war es zwar gelungen die wilde Bestie zu töten, aber er war zuvor so schwer verletzt worden, dass er seinen Wunden erlegen war. Die Stute hatte auch etwas abbekommen. Sie schien versucht zu haben ihrem Herrn zu helfen. Vorne an ihrer Brust hatte sie mehrere tiefe Kratzer, die von den Pranken des Säbelzahntigers stammten.

Vorsichtig näherte sich Akkirah der Stute. Diese blieb ruhig stehen. Akkirah sah sich die Wunden näher an. Lebensbedrohlich waren sie nicht. Die Stute hatte einiges an Blut verloren, aber auch das war kein Grund zur Besorgnis. Sie beschloss, die Stute mitzunehmen. Am Fluss könnte sie ihr die Wunden auswaschen und mit aus einigen Pflanzen einen Sud herstellen, den sie auf die Wunden streichen konnte, damit sie sich nicht entzündeten und schneller heilten. Bevor sie losging durchsuchte sie noch den Bretonen. Er trug nichts bei sich, was auf seien Herkunft schließen ließ. Sie beschloss alles was ihr nützlich erschien mitzunehmen. In den Satteltaschen fand Akkirah einen Umhang. Sie nahm ihn und legte ihn sich über die schultern. Das tat bei dem Wetter gut. Dann nahm sie die Stute m Zügel und führte sie hinab zum Fluss. Der Weg war etwas steil, aber die Stute stellte sich als sehr trittsicher heraus. Bevor sie unten am Fluss ankamen schnaubte die Stute plötzlich etwas ungehalten.

Akkirah blieb stehen und schaute sich genau um. Dann entdeckte auch sie, was der Stute aufgefallen war. Unten am Flussufer liefen zwei Schlammkrabben herum. Diese Tiere konnten einem schwere Verletzungen mit ihren rasiermesserscharfen riesigen Scheren zufügen. Akkirah ließ die Zügel der Stute los und zog ihr Schwert. Es gelang ihr die beiden Tiere ohne mühe zu töten. Anschließend schaute sie sich noch mal Gründlich um. Aber es waren keinen weiteren dieser Tiere hier zu sehen. Sie ging zurück zu der Stute und führte sie hinunter ans Wasser. In den Satteltaschen hatte sie ein altes aber sauberes Hemd gefunden. Sie zerriss es und Wusch damit die Wunden der Stute aus. Diese merkte das Akkirah ihr helfen wollte und blieb trotz der schmerzhaften Prozedur ruhig stehen. Dann suchte Akkirah einen großen flachen Stein. Mit Hilfe eines weiteren zerkleinerte sie einige Blaue Bergblumen und mischte die zerkleinerten Teile mit etwas Wasser. Dieses Gemisch schmierte sie anschließend auf die Wunden.

Zwischenzeitlich näherte sich auch der Abend. Akkirah beschloss die Nacht hier zu verbringen. Es gab am Ufer genug Gras für die Stute. Sie selbst bastelte sich mit Hilfe eines Stocks eine Angel und es dauerte auch nicht lange, dass ein Fisch anbiss. Es lag genug trocknes Holz am Uferstreifen, so dass sie sich ein Feuer machen konnte. Glücklicherweise hatte auch der Regen langsam nachgelassen. Akkirah hatte der Stute den Sattel und auch die Trense abgenommen. Das Pferd machte keine Anstalten davon zu laufen. Akkirah überlegte was sie nun mit dem Tier tun sollte. Konnte sie die Stute einfach behalten? Der Besitzer war tot und sie hatte keinerlei Hinweise auf Hinterbliebene gefunden. Damit war sie herrenlos. Als sie so am Feuer saß, während sie ihren am Spieß gebratenen Fisch aß, beobachtete sie das Pferd beim Grasen. ‚Ich werde dich Adelante nennen.' dachte sie. ‚Und morgen brechen wir gemeinsam nach Rifton auf. Alles Weitere wird sich dann schon finden.' Akkirah legte sich bald darauf schlafen. Den Sattel nutze sie als Kopfkissen.

Am nächsten Morgen war das schlechte Wetter wie weggeblasen. Die aufgehende Sonne weckte Akkirah. Adelante stand in der Nähe und graste gemütlich vor sich hin. Als sich Akkirah aufrichtete, schaute sie zu ihr rüber. Akkirah bereitete noch etwas von dem Sud vor, um Adelantes Wunden noch mal einzuschmieren. Diese hatten sich über Nacht weitestgehend geschlossen. Damit würde ein weiterziehen nichts im Wegestehen, befand Akkirah. Nachdem sie die Wunden noch mal versorgt hatte, aß sie die Reste des Fischs von gestern Abend.

Nach dem Frühstück ging Akkirah den Pfad wieder nach oben sie stieß einem leisen Pfiff aus, und beobachtete, was Adelante tat. Diese spitzte zuerst nur die Ohren. Als Akkirah sich dann aber langsam entfernte stieß sie ein kurzes Wiehern aus, das recht entrüstet klang und folgte Akkirah. Wie ein Hund folgte sie ihr. Akkirah lächelte. Das war ein guter Anfang. Dann sattelte sie Adelante. Die Trense hängte sie an den Sattel. Sie gingen den ganzen Vormittag recht langsam weiter. Akkirah wollte nicht, das die Wunden der Stute durch zu schnelle Bewegungen wieder aufrissen. So gelangten sie bis zu den Valtheimer Türmen. Sie hatte in Weißlauf von Hulda erfahren, das sich dort normalerweise Banditen herum trieben und von Reisenden die alleine oder zu zweit waren und zu Fuß vorbei kamen einen Wegezoll kassierten. Größere Gruppen und Reiter ließen sie unbehelligt passieren.

Daher beschloss Akkirah, als sie sich den Türmen näherte, sich auf Adelante zu setzten. Sie würde versuchen an den Banditen im Schritt vorbei zukommen. Akkirah legte Adelante nun die Trense an und schwang sich vorsichtig in den Sattel. Die Stute blieb dabei ruhig stehen. Im Schritt ritt Akkirah dann an den Banditen vorbei, und sie blieb, wie Hulda es gesagt hatte unbehelligt. Als sie die Türme ein Stück hinter sich gelassen hatte stieg sie wieder ab. Sie klopfte der Stute an den Hals: "Das habt ihr gut gemacht, Adi". Sie machte bald darauf halt, um Adelante grasen zu lassen. Sie selbst sammelte einige Kräuter und Pflanzen. Zwei Wölfe, die aus dem unterholz plötzlich auftauchen, erlegte Akkirah mit zwei Pfeilen. Sie zog ihnen das Fell ab. Dafür würde sie sicherlich etwas Gold in Rifton bekommen. Die Felle legte sie über den Sattel. Am Fluss wusch sie wieder einmal die Wunden von Adelante aus und schmierte anschließend wieder etwas von den mit Wasser vermischen gestampften Blauen Bergblumen darauf. Als es dunkel wurde machten die beiden ein wenig abseits des Weges halt und Akkirah schlug unter einem Felsvorsprung ihr Lager auf. Unterwegs hatte sie ein großes Kaninchen geschossen. Das bereitete sie sich an einem kleinen Feuer zu. Adelante ließ sie wieder ohne alles frei rumlaufen.

Der größte Teil des nächsten Tages verlief wieder ohne großartige Zwischenfälle. Die drei Wölfe, die ihr unterwegs über den Weg liefen und der Meinung waren sie und Adelante wären einfache Beute, mussten ihr Leben und ihre Felle lassen. Akkirah ging weiterhin zu Fuß. Adelante durfte die Felle tragen. Am frühen Nachmittag erreichten sie Shores Stein. Dieser Ort lebte normalerweise von dem Erz, das man aus der Rotbauchmine abbaute. Von Filnjar, dem Schmied und Dorfvorsteher, erfuhr Akkirah, das man zurzeit aber die Mine nicht betreten konnte. Dort hatten sich gefährliche Spinnen eingenistet. Filnjar hatte nun langsam auch Angst, dass den Tieren die Mine bald zu klein werden könnte und sie auch raus kommen würden. Von den Stadtwachen, die im Ort stationiert waren, konnte man keine Hilfe erwarten.

Akkirah bot ihre Hilfe an, um die Spinnen zu beseitigen. Schlimmer als die Tiere in der Höhle unterhalb der Festung von Helgen konnte die hier auch nicht sein. Filnjar nahm dankbar ihre Hilfe an. und so ging sie in die Mine. Sie brauchte nicht allzu lange um die Tiere zu töten. Keines entkam ihrem Bogen.

Der Schmied und auch die Minenarbeiter, die nun seit Tagen untätig rum saßen, waren sehr erfreut. Sie gaben Akkirah als Dank all ihre Ersparnisse. Akkirah wollte erst ablehnen, aber dann nahm sie das Gold doch. Filnjar bot ihr an die Nacht in seinem Haus verbringen zu können, aber Akkirah wollte weiter. Es wäre bestimmt noch 2 Stunden hell und da könne sie ein Teil der Strecke nach Rifton schaffen. Sie bat nur um eine paar Vorräte, damit sie nicht jagen musste. Die gab man ihr gern und dann brach sie auch schon mit Adelante auf.

Das Nachtlager schlug sie Nahe des Weges nach Rifton unter den Wurzeln eines riesigen umgestürzten Baum auf. Es war wieder trüber geworden und die Wurzeln würden sie sicherlich etwas schützen, sollte es auch zu regnen anfangen. Das Gold das sie vom Schmied und seinen Beuten bekommen hatte, hatte sie in die Satteltasche gepackt. In ihrer Gürteltasche trug sie nur ein paar Septimen. Wie schon die Tage zuvor ließ Akkirah Adelante ohne alles rumlaufen. Als es dunkel wurde und das Feuer runter brannte schlief Akkirah ein.

Mitten in der Nacht wurde sie von dem unruhigen Gestampfe der Hufe von Adelante geweckt. Es hatte wieder leicht zu regnen begonnen und der Regen dämpfte alle anderen Geräusche und so hatte auch Adelante erst recht spät bemrkt das sich jemand anschlich. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es auf die Füße zu kommen und ihren Bogen zu greifen, da waren auch schon einer von vier Männern bei ihr. Banditen schoss es ihr durch den Kopf.

Der Kerl wollte sie am Arm packen, aber Akkirah hatte ihr Messer gezogen und Stach damit auf seine Hand ein. Er zog sie zurück. Akkirah hörte die drei anderen schnell näher kommen. Gegen vier Gegner hätte sie keine Chance. Es blieb ihr nur die Flucht. So stieß sie den Kerl, der ihr am nächsten war zu Seite und rannte zu Adelante hinüber, die in sicherer Entfernung stand. Ihre Sachen waren verloren. Nun ging es nur noch darum, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Sie schwang sich auch den blanken Rücken der Stute und jagte mit ihr in die Dunkelheit davon und hoffte, Adelante würde nicht über irgendwelche Wurzeln stolpern oder in ein Loch treten. Aber die Stute fand den Weg ohne Schwierigkeiten.

Akkirah fluchte. Sie hatte alles verloren außer die Sachen die sie bei sich trug. Immerhin hatte sie noch ihr Schwert, das sie immer am Gürtel trug, auch wenn sie im freien Schlief und ihren Bogen, der aber ohne Pfeile nutzlos war. Nachdem sie eine gute halbe Stunde geritten war sprang sie vom Pferd. Sie sollte weit genug von den Banditen entfernt sein. Langsam ging sie und Adelante den Rest der Nacht weiter. Schlafen würde sie heute eh nicht mehr können. Sie hatte etwas die Orientierung verloren, da sie nicht auf der Strasse geblieben war. Im Morgengrauen erreichte sie den Schönwetterhof, der an dem See bei Rifton lag. Von dort war es noch gut eine Stunde bis zu den Ställen von Rifton. Das Gold, das sie in ihrem Gürtel trug reichte gerade um Adelante für zwei Tage in den Ställen unterzubringen. Da Akkirah die Stute nicht mit in die Stadt nehmen konnte, musste sie sie dort lassen. Der Stallbursche Shadre versprach ihr, sich gut um die Stute zu kümmern. Dann ging Akkirah zum Stadttor und betrat die Stadt.

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