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017 Rache? / Blick in die Vergangenheit

Sie zitterte als sie Vilkas Zimmer verlassen hatte. Noch nie hatte sie Vilkas so außer sich erlebt. Der Blick seiner Augen hatte sie erschreckt. Sie hatte blanke Wut darin gesehen, gepaart mit Trauer und Unverständnis. Was hatte sie nur getan? Sie hätte nie damit gerechnet, dass er so wütend werden würde. Schließlich hatte sie es doch nur für ihn getan, damit es für sie beide eine Chance geben würde. Aber scheinbar hatte sie es nur noch verschlimmert. Sie schlich davon und ging zu Kodlak hinüber. Mit gesenktem Haupt betrat sie seine Gemächer.

Als er sie ansah, verdüsterte sich sein Blick. Aber er machte ihr keine Vorwürfe. Er fragte nur warum. Sie sagte es ihm und auch, das Skjor getötet worden war. Das war für Kodlak eine schlimme Nachricht. Auch wenn Kodlak Skjors Einstellung zum Bestienblut nicht teilte, hatte der den Kämpfer immer respektiert und als seinen Nachfolger gesehen. Kodlak bat Akkirah ihn alleine zu lassen. Sie nickte und ging.

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Während Akki bei Kodlak war, versuchte Farkas seinen Bruder zu beruhigen, indem er ihn in seine Arme nahm. Es war eine verkehrte Welt, denn normalerweise war es sonst meist umgekehrt und Vilkas war derjenige, der seinem Bruder Trost und Rat zusprach.

Ein Blick in die Vergangenheit der Zwillinge

Vilkas kam ca. 4 Stunden vor seinem Bruder Farkas auf die Welt. Für die Mutter war es eine extrem schwere Geburt von der sie sich nie richtig erholte und starb, als die beiden Jungen gerade mal 2 Jahre alt waren.

Anfänglich versuchte ihr Vater Jergen sie mit Hilfe seiner alten Tante zu aufzuziehen, was Aufgrund ihres Alters und Gebrechlichkeit leider auch gerade mal 2 Jahre ging. Für den Vater war sein Erstgeborener irgendwie immer derjenige, von dem er erwartet hat, dass er vernünftig ist und sich auch um seinen "kleinen" Bruder kümmerte, wenn er mal unterwegs war. Somit wurde Vilkas schon recht frühzeitig Verantwortung aufs Auge gedrückt, während Farkas teilweise machen durfte, was er wollte. Trotzdem liebte Vilkas seinen Bruder über alles, auch wenn er es nicht immer so recht zeigte, denn Jergen, ihr Vater versuchte ihm beizubringen, das ein Mann seine Gefühle nicht offen zeigen darf, da es ihn verletzlich machen würde.

Als die beiden Jungen sechs waren, ging Jergen nach Jorrvaskr und schloss sich den Gefährten an. In seiner Abwesenheit kümmerte sich meist Tilma um die Zwillinge. Als die beiden 10 wurden, kam Jergen nicht zurück. Niemand wusste was geschehen war. Und was sollte nun aus den beiden Jungen werden? Um Gefährten zu werden, waren sie noch zu jung. Sie in ein Weisenhaus abschieben? Dafür hatten alle die beiden zu lieb gewonnen. Also beschloss Kodlak sie in Jorrvaskr zu belassen und sie gemeinsam mit den anderen zu Gefährten heranzuziehen. Am meisten kümmerte sich Skjor, neben Kodlak in dieser Zeit um die beiden. Obwohl Farkas wusste, das ihr Vater Vilkas bevorzugt hatte, nahm ihn der Verlust doch Anfangs mehr mit als seinem Bruder. Vilkas versuchte dann alles um seinen Bruder irgendwie aufzuheitern und auf andere Gedanken zu bringen. Das schweißte die beiden Brüder fest zusammen.

Dadurch das Vilkas von Statur etwas schwächlich war, musste er sich richtig verbissen bemühen, um in den Augen der Gefährten als Kämpfer anerkannt zu werden, was seinem wesendlich kräftigeren Bruder mühelos gelang. Und während Vilkas von Anfang an es liebte, seine Nase in Bücher zu stecken und nicht nur die Praxis zu lernen, sondern sich auch mit den Hintergründen zu beschäftigen, wurde ihm im Laufe der Zeit nachgesagt, er wäre der klügere der beiden, da er durch das viele Lesen seine Ausdrucksweise besser schulte.

Egal was passierte, die beiden Brüder standen sich jedenfalls immer sehr nah und liebten einander jeder auf seine Art sehr. Mit 20 wurden die beiden dann zu Mitgliedern des Zirkels gemacht. Ihr Ahne war Skor, den beide auch immer sehr geschätzt haben und teilweise neben dem alten Kodlak als Ersatzvater ansahen, nachdem Jergen nicht wiederkam. Anfangs fanden die Brüder ihr Dasein als Werwölfe spannend und nutzen jede Gelegenheit, sich zu verwandeln.

Dann lernte Vilkas ein Mädchen aus Kavasten kennen in das er sich verliebte. Auch das Mädchen, Kisda, schien von ihm recht angetan zu sein. Wann immer es seine Zeit erlaubte war Vilkas mit ihr zusammen. Die Eltern von Kisda, hatten auch nichts gegen Vilkas einzuwenden und so verlobten sich die beiden. Eines bedrückte Vilkas aber sehr, denn er durfte ja keinem Außenstehenden des Zirkels etwas über sein Werwolfblut verraten. Er wollte aber nicht vor seiner zukünftigen Geheimnisse haben, also beschloss er, es ihr zu verraten. Sie trafen sich an ihrem Lieblingsplatz in den Bergen oberhalb der Stadt. Hier versuchte er ihr nun zu erklären, was ihn bedrückte und verwandelte sich vor ihr in einen Werwolf. Kisda war darauf nicht vorbereitet und vollkommen entsetzt. Sie wollte nur noch fort und lief wie von Furien gehetzt davon. Vilkas wollte ihr folgen, aber nicht in dieser Gestalt, also musste er etwas warten bis er seine Verwandlung wieder rückgängig machen konnte.

So erreichte dann Kisda vor ihm den elterlichen Hof, wo sie sogleich ihren Eltern berichtete was geschehen war. Was Vilkas allerdings nicht wusste war, dass die Familie zur Gruppe der Silbernen Hand gehörte, die gnadenlose Werwolfjäger waren. Es blieb ihm nichts übrige als zu fliehen. Die Zeit danach versuchte er mehrfach Kisda zu sehen, um mit ihr zu sprechen, doch sie wollte von ihm nichts mehr wissen.

Von da an war auch der Silbernen Hand bekannt, dass sich unter den Gefährten Werwölfe befanden und sie begannen mit ihrem Feldzug gegen die Gefährten, den sie im Geheimen führten.

Seitdem wünschte sich Vilkas, niemals zum Werwolf geworden zu sein und fing an sein Dasein zu hassen. Er kehrte nach Jorrvaskr zurück und nahm in nächster Zeit jeden extrem gefährlichen Auftrag an, in der Hoffnung, er würde ihn nicht überleben. Die Veränderung, die Vilkas durchmachte fiel nicht nur Farkas auf, der nicht wusste, wie er seinem Bruder helfen sollte, sondern auch Kodlak fing an sich Sorgen zu machen und rief ihn bei jeder sich bieten Gelegenheit zu sich, um mit ihm über seine Probleme und Sorgen zu sprechen. Bei Kodlak konnte Vilkas frei über alles, was ihn bedrückte reden und so besserte sich im Laufe der Zeit sein Gemütszustand wieder und er fand sich damit ab, zu sein was er war.

Kodlak hielt es für eine gute Idee Vilkas die Verantwortung der Ausbildung der neuen Rekruten zu überlassen. Mit dieser Aufgabe stieg nach und nach auch wieder sein Selbstbewusstsein. Er bleib aber immer zurückhalten und oftmals traurig in sich gekehrt, was viele als mürrisch und ungehalten ansahen.

Nachdem er sich langsam in den Armen seines Bruders beruhigte, sah Farkas wie ein kleiner Ring Vilkas aus der Hand gefallen war. Er hob ihn auf und sah seinen Bruder schweigend an. Es war einer der beiden Ringe ihrer Mutter, dem einzigen Andenken was die Jungen von ihr hatten. Sie hatte ihren eigenen Ring bevor sie starb einschmelzen und den Rubinstein, der ihn zierte in zwei gleichmäßige Hälften teilen lassen. Daraus ließ sie zwei neue Ringe machen und den beiden Jungen gegeben. Farkas ahnte was Vilkas damit vor gehabt hatte und er wusste das Vilkas von sich aus anfangen musste zu reden und wartete.

"Warum? Warum hat sie das getan? Wieso habe ich es nicht verhindert? Ich hätte wissen müssen was Skor und Aela vorhatten. Ich hätte es verhindern müssen und mit ihr vorher darüber sprechen sollen. Und warum habe ich sie auch noch eben so angefahren?" Tränen standen ihm in den Augen. "Das wollte ich gar nicht. Wenn ihr mich nicht zurückgehalten hättet, hätte ich ihr auch noch eine Tracht Prügel versetzt und sie weiß das. Damit wird sie mich nun hassen, denn ich weiß das sie sich das nicht gefallen lassen hätte, da sie mir mal erzählt hatte, wie sie von ihrem Mann behandelt wurde." Er nahm Farkas den Ring aus der Hand und wollte ihn zurück in den Schrank legen. Farkas hielt ihn zurück. "Geht zu ihr und entschuldigt euch bei ihr. Redet mit ihr. Sie wird es verstehen." Vilkas sah seinen Bruder an. "Glaubt ihr wirklich?". Farkas nickte mit ernstem Gesicht. "Ja, das wird sie". Vilkas nahm seine Bruder in den Arm und sagte aus tiefsten Herzen: "Danke, Bruder".

Dann machte er sich auf die Suche nach Akki. Er musste feststellen, dass sie schon fort war. Er versuchte noch sie in ihrem Haus neben der Schmiede und unten bei den Ställen abzufangen, aber sie war weg und er hatte keinen Anhaltspunkt, wohin sie gegangen sein konnte. Also beschloss er In Jorrvaskr auf ihre Rückkehr zu warten. Damit er sie Tagsüber nicht verpasste, bat er Mila, die Tochter von Charlotta, ihm sofort bescheid zugeben, wenn sie sie sehen sollte. Vom Abend bis zum Morgengrauen verbrachte er selbst dann die Nächte in der Methalle mit Warten. Außer seinem Bruder hatte er mit niemandem weiter über den Vorfall mit Akkirah gesprochen und daher wusste keiner warum er die meiste Zeit oben verbrachte, statt schlafen zu gehen. Selbst Kodlak gegenüber hatte er geschwiegen, obwohl dieser gemerkt hatte dass etwas nicht stimmte. In der vierten Nacht konnte er sich dann nicht mehr wach halten und schlief auf dem Stuhl ein. Ausgerechnet dann musste Akkirah von ihrer Tour nach Düsterhammer zurückkommen.

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Nachdem Akkirah Kodlak verlassen hatte, lief sie so schnell sie konnte zu den Ställen, wo Adelante untergebracht war. Als sie sich der Stute näherte spürte, sie wie das Tier unruhig wurde. Verdammt, Selbst Adi sagte ihr damit sie hätte einen großen Fehler gemacht. Akkirah war froh, das sie zuvor häufig mit Farkas bei der Stute war und diese damit an Werwölfe gewöhnt hatte. Ansonsten hätte sie nun u Fuß gehen müssen. Adelante war nervös, ließ sich aber von Akkirah satteln und reiten. So stürmten dann Pferd und Reiterin davon Richtung Rifton.

Der kalte Wind pfiff ihr um die Ohren und ließ ihren Kopf langsam wieder klarer werden. Am Ritualstein machte sie halt und sah von dort rüber nach Weislauf. Ihre Trauer wich langsam einer großen Wut. Nur worauf, da war sie sich unschlüssig. Auf sich selbst, weil sie es nicht geschafft hatte zu bleiben und sich Vilkas und seinem Wutausbruch zu stellen? Auf Vilkas, weil er Nahe dran war, sie zu schlagen? Wieder auf sich selbst, weil sie plötzlich an die Vergangenheit mit ihrem verstorbenen Mann erinnert wurde und die Angst die sie jedes Mal hatte, wenn er nur die Hand erhob? Da sollte sie doch längst drüber stehen. Oder weil sie so leichtsinnig gewesen war, sich in einen Werwolf verwandeln zu lassen? So saß sie da noch gut eine halbe Stunde auf Adelante bevor sie weiter ritt.

Sie brauchte nicht ganz zwei Tage um zur Burg zu kommen. Unterwegs schlief sie am Wegrand unter einem großen Baum. Sie hatte keine Angst überrascht zu werden, denn ihre Sinne waren nun besser als zuvor. In der gut befestigten Burg war es nicht leicht, sich durchzuschleichen, um an die Pläne und das Fragment zu gelangen. Sie versuchte aber, so wenig Tote wie möglich zu hinterlassen. Dann kehrte sie langsam zurück nach Jorrvaskr.

Als sie leise Mitten in der Nacht die Halle betrat, sah sie Vilkas tief und fest auf einem Stuhl schlafend sitzen. Er wirkte so zerbrechlich, als sie ihn so ansah. Sie beschloss ihn erst mal schlafen zu lassen und später mit ihm zu reden. Dann ging sie runter zu Aela, um ihr die Beute zu bringen, die sie der Silbernen Hand abgenommen hatte. Sie sagte aber nichts davon, dass sie die Meisten in der Festung am Leben gelassen hatte.

Aela teilte ihr mit das Kodlak sie unbedingt sehen wollte. Ermahnte sie dann auch noch nicht zuviel über ihr Treiben der letzten Zeit zu verraten. Akkirah ging schleunigst zu Kodlak, der sie scheinbar trotz der späten Stunde erwartet hatte. Als Kodlak sie auf die Taten der vergangene Tage ansprach konnte Akki nur wahrheitsgemäß antworten, und sagte auch dass es ihr schwer fiele, einfach andere ohne sonderlich guten Grund zu töten. Kodlak freute sich darüber sehr, denn er hatte schon befürchtet, sie würde zu sehr gefallen am Töten finden, was nicht zu den Gefährten passen würde, Dann erzählte er ihr den Grund, warum er mit ihr sprechen wollte. Er schien eine Lösung gefunden zu haben, wie man sich vom Fluch des Bestienblutes reinigen könnte. Man müsse die Köpfe der Schluchtweiher Hexen holen. Je mehr er darüber erzählte, desto glücklicher wurde es Akkirah ums Herz. Sollte es wirkliche eine Chance geben, das Bestienblut wieder loszuwerden? Kodlak schien überzeugt davon zu sein.
Als Akkirah Kodlak wieder verließ und in die Methalle hoch kam, saß Vilkas immer noch schlafend auf dem Stuhl. Sollte sie ihn wecken und ihm alles erzählen? Was aber, wenn es letztendlich doch nicht klappen würde? Sollte sie ihm Hoffnungen machen, die wieder zerschlagen werden könnten?
Nein, das wollte sie nicht, also ging sie alleine los.
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