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079 Markath - Die Verschwörung der Abgeschworenen

  Bevor Vilkas die Tür der Methalle leise hinter sich schloss, streichelte er ein letztes Mal Streuner über den Kopf, der ihm nach oben gefolgt war und ihn begleiten wollte. „Ihr müsst hier bleiben, mein Guter. Passt gut auf meine drei Liebsten auf.“

Danach lief er so schnell er konnte hinab zu den Ställen. Er versuchte die Tränen zurück zu halten, die ihm in die Augen stiegen, aber richtig gelang es ihm nicht. Er war froh, dass es dunkel und etwas neblig war, so dass von den Wachen, die ihn grüßten, ihn niemand genau sehen konnte und die ihm herunterlaufenden Tränen sah. Bei den Ställen war es auch schon dunkel, was heißt es brannte kein Licht mehr. Skulvar hatte nicht damit gerechnet, dass um diese Zeit noch jemand kommen würde. Vilkas machte kein Licht an. Er fand sein Sattelzeug auch im Dunkeln und machte den Schecken fertig, der nicht sonderlich begeistert wirkte, jetzt noch los zu müssen. Als Vilkas fertig war, führte er das Pferd hinaus und schwang sich in den Sattel und stürmte wie von Drachen gehetzt davon.

Nach einer halben  Stunde verringerte er das Tempo, wobei der Schecke selbst schon zuvor langsamer geworden war. Immer wieder sah er vor seinen Augen die Szene, wie er Akkirah eine Ohrfeige verpasste und diese zu Boden ging. Den Ausdruck hinterher in ihren Augen würde er nie vergessen. So viel Wut hatte er dort noch nie drinnen gesehen. Er konnte wohl von Glück reden, das sie nicht die volle Macht ihres Schreis verwendet hatte und er so nur mit ein paar heftigen Prellungen davon gekommen war. Hätte sie es doch nur getan, wünschte er sich plötzlich, dann wäre es zu Ende. Wozu sollte er denn jetzt noch weiterleben? Hoffnung auf Rückkehr gab es nicht mehr. Nicht nachdem er Akkirah niedergeschlagen hatte. Damit hatte er alles zerstört. Wie konnte er sich nur so gehen lassen. Selbst diejenigen, die zuvor noch zu ihm gehalten hatten, würden ihm nun den Rücken kehren. Er würde nun seine Kinder nicht mehr aufwachsen sehen können.

Mit hängendem Kopf ritt er weiter. Als die Dämmerung hereinbrach, machte er eine kurze Pause, damit sich sein Pferd etwas erholen konnte. Anschließend jagte er so schnell es ging weiter. Am Abend erreichte er Rorikstatt, wo er im Gasthof übernachtete. Der Wirt wunderte sich zwar, das Vilkas alleine kam und nicht sonderlich gesprächig wirkte. Aber er fragte auch nicht weiter nach, was denn los sei. Die Nacht schlief Vilkas kaum. Immer wieder sah er im Geiste vor sich, wie Akkirah nach seinem Schlag zu Boden ging und ihn hinterher mit gefährlich funkelnden Augen ansah. Hoffentlich hatte sie sich bei dem Fall nicht verletzt, wünschte er sich die ganze Zeit. Da er nicht Schlafen konnte, beschloss er einen Brief an Farkas zu schreiben. Schließlich war er ja ohne Abschied von den anderen davongelaufen.
In dem Brief schilderte er mit kurzen Worten was geschehen sei und wie sehr ihm das Leid tat. Er bat Farkas ein Auge auf Akkirah und die Kinder zu haben und sie so gut es ging zu beschützen.

Am folgenden Morgen brach Vilkas zeitig auf, um weiter nach Markath zu kommen. Sein Rücken bereitete ihm große Schmerzen, aber er verdrängte sie. Zwei Tage später erreichte er am späten Nachmittag die Stadt. Unterwegs war er mehrfach von Abgeschworenen angegriffen worden, aber dank des Schecken entkam er ihnen immer. Den Schecken brachte er im Stall vor der Stadt unter. Dann ging der die Treppen hinauf nach Markath und betrat diese durch das große Tor. Er wollte am gerade am Marktplatz entlang gehen, um die Treppen zu erreichen, die ihn auf die oberen Ebenen brachten, als er sah wie ein Mann plötzlich ein Messer zog und es einer Frag, die sich an einem der Stände mit einer Händlerin unterhielt, in den Rücken stach. Er lief sofort rüber um den Mann zu stellen, genau wie zwei Stadtwachen und wenige Sekunden später lag der Mann tot neben der Frau auf dem Boden.

Vilkas durchsuchte beide, wurde dann aber bevor er den Wachen etwas sagen konnte von diesen fortgescheucht. Sie würden sich um die Angelegenheit kümmern und er solle sich da doch raushalten. Vilkas zuckte nur mit den Schultern.
Irgendwie kam ihm die Situation bekannt vor. Er selbst hatte sie zwar nicht erlebt, aber er erinnerte sich daran, was Akkirah ihm erzählt hatte, als sie nach ihrer Hochzeit hier in Markath wieder zu sich kam. Da war fast genau dasselbe passiert. Sie hatten damals die Fundsachen mit einem Kurier zum Voigt des Jarls geschickt, da sie selbst nicht dazu kam sich um die Angelegenheit zu kümmern, hatten aber nie etwas gehört. Als er an Akkirah dachte stiegen ihm wieder die Tränen in die Augen. Wie Glücklich waren sie damals, als sie wieder zusammen waren. Aber er hatte durch sein Verhalten nun alles kaputt gemacht. Er wollte gerade weiter Richtung seiner Unterkunft gehen als er aus den Gedanken gerissen wurde. Ein Mann stand plötzlich  neben ihm und sprach ihn an.
"Schrecklich was hier passiert ist. Und es war nicht das erste Mal. Habt ihr gesehen was passiert ist?"
Vilkas nickte nur ohne etwas zu sagen.
"Die Wachen kümmern sich einen Dreck um die Angelegenheit. Die Abgeschworenen können selbst hier in der Stadt machen was sie wollen", fuhr der Mann fort und bückte sich mit einmal kurz. "Oh, ich glaube ihr habt das hier gerade fallen lassen."
Vilkas sah den Mann verwirrt an, der ihm nun einen Zettel in die Hand drückte und schüttelte den Kopf. "Nein, das der gehört mir nicht."
"Doch, ich habe gesehen wie er euch eben aus der Tasche fiel." ach diesen Worten drehte sich der Fremde um und ging davon und ließ Vilkas stehen. Vilkas steckte den Zettel zu den anderen Sachen, die er bei den Toten gefunden hatte in die Tasche und ging nun hoch nach Vindren Hall. Durch den Ritt nach Markath war sein Rücken und die Prellungen nicht besser geworden. Er fühlte sich recht erschlagen als er oben ankam. Im Haus war alles sauber und ordentlich aufgeräumt. Er und Akkirah hatten die Tochter des Wirts vom Gasthof dafür gewinnen können sich in ihrer Abwesenheit darum zu kümmern. Langsam ging Vilkas durch alle Räume. Glücklicherweise gab es hier nicht viel was ihn an Akkirah erinnerte.  Dafür waren sie damals zu kurz hier gewesen. Und später gab es irgendwie nie die Gelegenheit wieder hier her zu kommen. Trotzdem beschloss er im Gästezimmer zu schlafen. Das große Bett im eigentlichen Schlafzimmer wäre eines der wenigen Dinge hier, die ihm seinen Verlust doch recht deutlich machen würde.

Nachdem Vilkas seine wenigen Sachen, die er mitgebracht hatte verstaut hatte, beschloss er hinunter zum Gasthof zu gehen. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Außerdem konnte er dann dort auch gleich Bescheid geben, das er die nächste Zeit wieder in Vindren Hall leben würde und es damit unnötig war dort nach dem Rechten zu schauen. Im Gasthof Silberblut war es voll, als er dort ankam. Er fragte einen nach einem Abenteurer aussehenden Mann, ob an seinem Tisch noch ein Platz frei wäre und dieser nickte. Er stellte sich als Vorstag vor und war, wie Vilkas schon vermutet hatte wirklich ein Abenteurer, der sich auch für Gold als Begleiter anheuern ließ.
Vorstag merkte, das Vilkas etwas bedrückte  und so begann er einfach von seinen Abenteuern zu erzählen. Und so vergas Vilkas für einige Zeit seinen Kummer, indem er dem Mann zuhörte und selbst wenig über sich erzählte. Nachdem Vilkas gegessen und noch den einen oder anderen Met gemeinsam mit Vorstag zu sich genommen hatte, ging er wieder nach oben.

Als er das Haus wieder betrat fielen ihm die Gegenstände ins Auge, die er auf den Tisch gelegt hatte, nachdem er es das erste Mal betrat. Er sah sie sich genauer an. Er fand einen Schlüssel, der zu einem Zimmer im Gasthof gehörte. Den hätte er ja eigentlich gleich mit hinunter nehmen können. Das würde er dann morgen nachholen. Dann warf er einen Blick auf den Zettel, dem ihn der Fremde beim Marktplatz zugeschoben hatte.
"Bitte trefft mich am Schrein von Talos wenn die Sonne am höchsten steht.
Eltry"

Das wirkte recht geheimnisvoll, aber da Vilkas ja eh noch nichts besseres zu tun hatte, würde er den Schrein morgen aufsuchen und sich anhören, was dieser Eltrys vom ihm wollte. Er beschloss, bis das geklärt war den Schlüssel, den er der Toten abgenommen hatte zu behalten. Dann legte er sich schlafen. Aber statt zu schlafen, starrte er die meiste Zeit die Decke an. 'Ach, mein Herz', dachte er 'Was ist nur schief gelaufen bei uns? Wir waren doch so glücklich miteinander und nichts konnte uns trennen. und wir haben uns doch beide auf unseren Nachwuchs gefreut. Warum wart ihr nur unnahbar, nachdem ihr das Bewusstsein erlangt habt? Warum habt ihr nicht mit mir gesprochen? Warum habe ich euch zu Boden geschlagen, als ich mich doch nur verabschieden wollte? Ich hasse mich dafür. Aber ich liebe euch noch immer über alles und das wird sich auch nie ändern.'
Immer wieder gingen ihm diese Dinge durch den Kopf und drehten sich im Kreis. Sie hatte in ihrem Leben schon viel mitgemacht. Erst die Heirat mit einem brutalen Mann, der sie misshandelte, dann die Geschichte in Helgen mit der Hinrichtung und dem Drachen. War die Verantwortung, dass man sie zur Anführerin der Gefährten machte zu viel für sie? Dazu der Verlust ihres ersten Kindes durch dem Mordversuch von Mercer. Die langen Monate, wo sie ihn selbst pflegen musste, nachdem sie im letzten Moment aus dem Schattenstollenrefugium gerettet wurden? Dazu kam ja auch noch das sie ein Drachenblut war, was sicherlich auch nicht gerade leicht zu verkraften ist. Und dann die wirklich schwere Geburt ihrer Kinder. Hätte er mehr Geduld haben müssen?
Aber er fand keine Antwort auf die Fragen. War möglicherweise alles für Akkirah zu viel? Irgendwann schlief er doch unruhig ein.

Am Morgen erwachte er wie gerädert. Lustlos stand er auf und machte sich fertig um das Haus zu verlassen. Er hatte beschlossen im Gasthof das Frühstück einzunehmen. Im Gasthof war es recht leer. Die meisten Gäste waren schon früh da gewesen. Vilkas ließ sich eine Kleinigkeit bringen, denn wirklich Hunger hatte er nicht und ging danach wieder nach oben ins Haus. Er schrieb einen Brief an Farkas um ihm zu sagen, das er gut angekommen wäre und schilderte kurz was passiert war und das er sich am Mittag mit diesem Eltry treffen wollte. Auch bat er Farkas Akkirah zu sagen, dass er sie und die Kinder liebte und es ihm schrecklich Leid tat, was er getan hatte.
Als er den Brief fertig geschrieben hatte, war es nun auch Zeit sich zum Schrein von Talos zu begeben. Er nahm seine Waffen und ging aber erst noch mal hinunter zum Gasthof, um dort dem Wirt den Brief zu bringen, damit er ihn den nächsten Boten oder Kutscher mit nach Weißlauf geben konnte. Dann suchte er den Schrein von Talos auf. Er befand sich auf der mittleren Ebene der Stadt und es führten ein paar Stufen hinab zur Statur. An einer der Säulen, die die Statur umgaben stand Eltrys und wartete schon ungeduldig.

„ Es ist schrecklich was da wieder passiert ist. Und es ist nicht das erste Mal passiert. Es tut mir leid wenn ich euch in Markarths Probleme mit hineinziehe, aber nach diesem erneuten Angriff auf dem Markt wird mir die Zeit knapp.“ Eltry machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „Ihr kommt von außerhalb, ihr seht gefährlich aus, das wird genügen.“
„Genügen?“ Vilkas wusste nicht was er von der Sache halten sollte. „Wovon redet ihr da?“
„Ihr wollt Antworten? Die will ich auch, die will jeder hier in der Stadt haben.
Ein Mann läuft auf dem Markt Amok, was nicht ja nicht das erste Mal war. Jeder weiß, dass er ein Agent der Abgeschworenen ist. Die Wachen tunt nichts. Nichts, außer die Schweinerei hinterher zu beseitigen. Das geht schon seit Jahren so. Und ich habe nur Mord und Blut finden können. Ich brauche Hilfe.“ Eltry klang verzweifelt. „Bitte. Findet heraus, warum diese Frau angegriffen wurde, wer hinter Weylin und den Abgeschworenen steckt, und ich bezahle euch für alle Informationen, die ihr mir bringt.“
„Wer sind die Abgeschworenen?“ wollte Vilkas wissen.
„Sie sind das, was von den alten Herrschern von Markath noch übrig geblieben ist“, begann Eltry zu erzählen. „Einwohner von Reach. Anhänger der alten Traditionen. Die Nord haben sie aus der Stadt vertrieben. Ulfric Sturmmantel und seine Leute. Das war vor über zwanzig Jahren. Aber sie haben nicht alle erwischt, denn sie sind noch immer da. Und sie töten Leute.“
„Habt ihr diese Mordfälle untersucht?“ fragte Vilkas. Er war neugierig geworden, denn die Abgeschworenen hatten ihn ja auch mehrfach versucht zu überfallen. Bisher hatte er sie einfach für eine Bande von Banditen gehalten.

„Ja“, fing Eltrys an zu erzählen. „Es begann als ich noch ein kleiner Junge war. Meinem Vater gehörte eine der Minen, was selten für einen nicht Nord ist. Er wurde hinterrücks getötet. Die Wächter sagten, es sei ein Verrückter gewesen, aber alle wussten, dass der Mörder einer der Abgeschworenen war. Meine Mutter musste nach dem Tod meines Vaters die Mine aufgeben und so zogen wir hier nach Markath. Seither versuche ich herauszufinden, warum das geschah. Bislang aber erfolglos. Vor ein paar Monaten habe ich dann geheiratet. Meine Frau und ich leben in einem kleinen Haus in der Stadt. Nun ist unser erstes Kind unterwegs.“
Bei diesen Worten musste Vilkas schlucken. Er konnte sich gut vorstellen, wie sich der Mann fühlte, schließlich war es ja noch nicht lange her, dass er selbst Vater geworden war.
„Ich habe geschworen“, sprach Eltry weiter, dass ich um meines Kindes Willen einfach aufgeben würde, aber es ist, als würde mich der Geist meines Vaters heimsuchen. Als fragte er mich ’Warum?’“

Einen Moment lang herrschte schweigen zwischen den beiden Männern. Dann fragte Vilkas weiter: „Was wisst ihr über die ermordete Frau?“
„Sie hieß Margret. Sie kam nicht aus Markath. Alles an ihr schrie förmlich ‚Fremde’. Sie hat wie Besucher es gewöhnlich tun im Gasthof Silberblut übernachtet.“
Vilkas dachte nach, auch er war ein Fremder, auch wenn ihm ein Haus in der Stadt gehörte. War er nicht genau wie diese Frau? Nur das er sich zu wehren wusste? Der Schlüssel, den er bei der Toten gefunden hatte war sicherlich ihr Zimmerschlüssel gewesen.
„Und wer war dieser Weylin?“ fragte Vilkas weiter, „Wo lebte er? Was hat er sonst gemacht?“
„Er gehörte zu den Hüttenarbeitern. Ich habe auch einmal dort gearbeitet und Silberbarren gegossen. Ich wusste nie viel über den Mann. Nur, das er wie alle anderen in der Wohnkaserne lebte. Dort kann man für wenig Geld ein heruntergekommenes Zimmer mieten.“

Vilkas erinnerte sich, das Brynjolf so einen Ort bei seiner Erzählung seiner Kindheit erwähnt hatte. Er würde sich dort mal umschauen, genauso wie er Margrets Zimmer durchsuchen wollte um zu sehen, ob er das was finden könnte. Er versprach Eltry sich um die Angelegenheit zu kümmern und zuerst zum Gasthof zu gehen. zwischenzeitlich war bei es auch schon Nachmittag geworden. Er hatte bei dem Gespräch mit Eltry nicht gemerkt wie die Zeit vergangen war. Im Gasthof Silberblut fing es an voll zu werden. So fiel es nicht auf, das er sich in Richtung Gästezimmer begab. Vilkas wusste nicht wieso, aber sein Gefühl sagte ihm, das es das Zimmer am Ende vom Gang sein müsste. Der Schlüssel passte. Vorsichtig sah er sich noch mal um, bevor er das Zimmer betrat. Niemand schien ihn zu bemerken. Dann fing er an alles zu durchsuchen. Im Nachttisch wurde er fündig. Margrets Tagebuch lag darin.

Er begann zu lesen.
Ein Thonar Silberblut schien in die Angelegenheit verwickelt zu sein. Die Silberbluts waren eine sehr einflussreiche Familie in Markath und Thonar war der jüngere der beiden Brüder. Er schien sich um die Geschäfte zu kümmern und dazu gehörte scheinbar, die örtlichen Landbesitzer einzuschüchtern, damit sie ihre Grundstücke an ihn verkauften.
Margret schien eine Agentin der Kaiserlichen zu sein, denn sie erwähnte General Tullius für den sie arbeitete und eine Besitzurkunde beschaffen sollte. Dabei handelte es sich um die Cidhnamine. Anscheinend hatte Margret die direkte Konfrontation mit Thonar gesucht und das war ihr zum Verhängnis geworden. Vorsichtig verließ Vilkas wieder das Zimmer. Er ging in den Gastraum, der wieder gut gefüllt war und setze sich an einen der leeren Tische um etwas zu essen. Als er fertig war wollte er zurück in sein Haus gehen. Aber kaum verließ er den Gasthof wurde er schon von einer der Stadtwachen angesprochen:
„Ihr! Ich habe beobachtet, wie ihr rumgeschnüffelt und Fragen gestellt habt“, brüllte der Mann ihn an. Vilkas wusste erst nicht wer gemeint war, aber da sonst niemand in der Nähe war galten diese Worte wohl ihm. „Verschwindet. Ihr wollt lieber nicht herausfinden, was wir hier mit Störenfrieden anstellen.“
Vorsichtig antwortete Vilkas: „Ich habe nicht vor, Schwierigkeiten zu machen.“
„Aber ihr seid auf der Suche danach. Das ist fast genauso schlimm. Dies ist unsere letzte Warnung, Fremdling. Nur wir sorgen hier für Frieden. Mischt euch nicht in unsere Angelegenheiten ein.“
Vilkas nickte unterwürfig, dachte aber bei sich. ’Morgenfrüh werde ich die Wohnquartiere aufsuchen und mich dort umsehen, um mehr über Weylin herauszufinden.’

Er kaufte sich auf dem Markt noch ein paar Lebensmittel, damit er am nächsten Morgen nicht wieder im Gasthof essen musste. Als er in seinem Haus angekommen war legte er sich bald schlafen. Kaum lag er im Bett drehten sich seine Gedanken wieder nur um Akki und die Kinder. Wie ging es ihr und den Kleinen? Waren sie wohlauf? Er hoffte sehr, dass dem so war. Irgendwann schlief er dann doch endlich ein.

Nachdem Vilkas am folgenden Tag früh aufwachte und sich etwas zu essen bereitet hatte, suchte er die Wohnkaserne auf, die sich im unteren Teil der Stadt nahe der Mine befand. Hier lebten die ärmsten Bürger der Stadt und die Kranken. Wer noch etwas Geld besaß konnte eines der wenigen Zimmer mieten. Die anderen lebten im großen Raum in der Mitte gemeinsam. Ab Anfang der großen Halle stand ein Mann, der so etwas wie der Aufseher der Unterkunft war. Sein Name war Garvey. Ohne umschweife sprach Vilkas ihn an:
„Kanntet ihr Weylin?“
„Oh ja. Ich kenne jeden, der in der Wohnkaserne übernachtet. Man könnte sagen, ich bin hier für die Schlüssel verantwortlich. Ich schätze, jemand anderes wird sich nun sein Zimmer nehmen.“
Vilkas beschloss nicht lange um den heißen Brei rumzureden:
„Ich brauche den Schlüssel zu Weylins Zimmer.“
„Tut mir leid, aber ihr habt hier nichts verloren“, antwortete Garvey
„Ich habe nicht gefragt“, konnte man Vilkas in einem ungehaltenen und drohenden Ton vernehmen.
Garvey lies sich leicht einschüchtern: „Jetzt regt euch doch nicht gleich auf“, sagte er leise und etwas ängstlich. „Hier. Nehmt ihn.“
„Danke“, Vilkas klang immer noch ungehalten. Er nahm den Schlüssel entgegen und ging dann zum Zimmer des Mörders, dass sich am hinteren Ende der Halle befand, wie ihm Garvey noch gesagt hatte. Das Zimmer war karg eingerichtet. Ein paar Felle auf dem Boden als Schlafstätte und eine Tisch der nur aufgrund des unebenen Bodens noch als Tisch genutzt werden konnte, da ihm zwei Beine fehlten. An der Seite stand eine unverschlossene Truhe. Vilkas öffnete diese und fand hier was er suchte. Eine Notiz, die jemand Namens N. an Weylin geschickt hatte, mit dem Inhalt, er würde schon wissen was er zu tun hatte, wenn er am nächsten Tag auf den Markt gehen würde. Das war es was Vilkas hier gesucht hatte. Damit konnte er die Wohnkaserne wieder verlassen. Er gab, bevor er ging Garvey den Schlüssel zurück und ging nach draußen.

Hier wartet schon wieder eine Überraschung auf Vilkas. Ein kräftig gebauter Mann in Lederrüstung baute sich vor Vilkas auf: „Ihr steckt eure Nase in Angelegenheiten, die euch nichts angehen.“
Vilkas lies sich nicht einschüchtern und fragte nur: „Wer ist euer Auftraggeber?“
„Jemand, dem eure Fragen nicht gefallen.“
Kaum hatte der Schläger das gesagt flog auch schon seine Faust in Vilkas Gesicht. bzw, sie wäre darin gelandet, wenn Vilkas den Schlag nicht vorausgesehen hätte und sich nicht weggeduckt hätte. Vilkas überraschenden Konter brachte den Mann ins Taumeln. Er hatte Vilkas unterschätzt. Der Kampf dauerte eine ganze Weile und die sich in der nähe befindlichen Arbeiter fingen an Wetten auf einen der beiden Kämpfer abzuschließen und feuerten ihren Favoriten an. Am Ende gelang es Vilkas aufgrund seines Geschicks, den wilden, teilweise unkontrollierten Schlägen seines Gegners auszuweichen, den Kampf für sich zu entscheiden. Nachdem der Mann am Boden lag, verriet er Vilkas den Namen seines Auftraggebers, Nepos.

Vilkas beschloss mit diesen Informationen Eltrys aufzusuchen. Dieser hatte gesagt er wäre jeden Tag um die Mittagszeit am Schrein von Talos zu finden. Als Vilkas am Schrein ankam, wurde er von Eltrys sogleich mit folgenden Worten begrüßt: „Seit vorsichtig da draußen, die Stadt hat Augen.“
„Das habe ich schon feststellen dürfen“, antwortete Vilkas kurz bevor er Eltrys zunächst über Margret aufklärte.
„Also weist alles auf die Schatzkammer hin. Das ergibt einen Sinn. Thonar hat seine Finger in allem drin, was mit er Stadt zu tun hat.“
Dann berichtete Vilkas was er über Weylin herausgefunden hatte.
„Nepos“, begann Eltrys anschließend, „ hat seine Befehle wahrscheinlich von jemand anderen bekommen. Ich glaube aber nicht, dass es Thonar war. Ihr müsst weiterforschen und die beiden aufsuchen.“
Vilkas nickte und verabschiedete sich von Eltrys. Nachdem er den Schrein von Talos verlassen hatte, beschloss Vilkas zunächst in die Schatzkammer zu gehen, wo sich Thonar aufhalten müsste. Er wurde von einer Dame am Empfang aufgehalten, die sich aber durch sein bestimmendes Auftreten einschüchtern ließ und ihm den Weg zu Thonars Räumlichkeiten beschrieb. Vor dem Zimmer saß an einem Tisch die Frau von Thonar, die ein Buch las, während ihre Diener Sauber machten. Vilkas betrat ohne anzuklopfen das Zimmer und ging direkt auf den gesuchten zu, der an einem Tisch saß und gerade am Essen war.

„Was wollt ihr hier? Ich sagte doch, keinen besuch.“ Wurde Vilkas angeschnauzt.
„Ich bin hier, um über Margret zu sprechen. Habt ihr diese Wache geschickt, um mir zu drohen?“
„Was habt ihr den erwartet? Dass niemand bemerkt, dass ihr euch in Dinge einmischt, die euch nichts angehen? Die Wachen wissen, wer in dieser Stadt die finanzielle Kontrolle hat, und ich mag keine Schnüffler. Markath ist meine Stadt. Ihr habt nicht das Recht, eure Nase in meine Angelegenheiten zu stecken. Also verschwindet.“
Bevor er noch was sagen konnte war Lärm vor der Tür zu hören und der Todesschrei einer Frau.

„Meine Frau“, rief Thonar entsetzt nachdem er aufgesprungen war und die Tür geöffnet hatte. „Sie haben sie umgebracht. Verfluchter Madanach. Verflucht sei sein abgeschworenes Hinterteil.“ Thonar war völlig außer sich und kniete neben seiner Frau nieder, während die beiden Mörder, Donnel und Oma Ildene sich auch auf ihn stürzen wollten. Vilkas ging mit seinem Zweihänder, den er gezogen hatte dazwischen und tötete die beiden Angreifer. Danach ging er zu Thonar und stellte sich neben ihn. „Tut mir leid.“ Sagte Vilkas und meinte das auch wirklich ernst.
„Nein, tut es euch nicht. Ihr wollt wissen, was die Abgeschworenen wirklich sind? Sie sind meine Marionetten. Ich lasse ihren ‚König’ in der Cidhnamine verrotten.“ Hass erfüllt war seine Stimme bei den Worten.
„Er sollte sie eigentlich unter Kontrolle halten. Nachdem ihr Aufstand niedergeschlagen war, ließ ich Madanach zu mir bringen. Er war ein wildes Tier, aber ein nützliches. Ich bot ihm an, ihn vor der Hinrichtung zu bewahren, wenn er mit seinem Einfluss Probleme aus der Welt räumen würde. Konkurrenten, Agenten, Dummköpfe. Also erlaubte ich ihm seine kleine Abgeschworenenrebellion in der Cidhnamine. Nun ist er außer Kontrolle.“
„Die Abgeschworenen haben einen König?“ fragte Vilkas erstaunt.
„Madanach der Lumpenkönig. Während wir im großen Krieg gegen die Elfen Kämpften, herrschte Madanach über Reach. Bis Ulfric kam und dem ein Ende setzte. Und nun geht endlich und lasst mich alleine.“

Schweigend drehte sich Vilkas um. Mehr würde er hier wohl nicht erfahren. Er beschloss noch Nepos aufzusuchen, der seinen Wohnsitz neben der Vindren Hall hatte. Vilkas klopfte an und wurde von der Haushälterin abweisend behandelt:
„Wir haben nicht mit euch gerechnet, und der alte Mann braucht seine Ruhe. Kommt ein anderen Mal wieder.“ Aus dem Inneren des Hauses hörte man eine leise gebrechlich klingende Stimme: „Lasst ihn ruhig rein, meine Liebe.“
So betrat Vilkas das Haus und ging in das Wohnzimmer, wo ein alter Mann vor einem Kanin saß.
„Ich entschuldige mich für meine Haushälterin. Sie meint immer, mich schützen zu müssen.“
Vilkas kam gleich zur Sache ohne auf die Entschuldigung von Nepos einzugehen.
„Ihr habt mir dieses Schläger auf den Hals geschickt.“
„Ah, ja. Aber ihr habt euch als echter Bluthund erwiesen. Schließlich habt ihr mich aufgespürt. Ich Spiele das Spiel schon seit 20 Jahren. Schicke die Jungen in den Tod. Alles im Namen der Abgeschworenen. Und ich bin dessen Müde. So Müde.“
„Wer steckt hinter all dem?“ wollte Vilkas wissen, als der Mann eine Pause einlegte.
„Mein König, Madanach. Als der Aufstand durch die Nord niedergeschlagen wurde, warfen sie ihn in die Minen. Ich weiß nicht wie er es geschafft hat, aber er lebt noch. Ich bekomme seine Nachrichten und gebe seine Befehle ohne zu fragen weiter. Er hatte einst ganz Reach im Griff. Er schürt noch heute die Leidenschaft der Unterdrückten in dieser Stadt. Weist sie an, Feinde der Abgeschworenen in unserem Namen zu töten. Alles aus dem Inneren der Cidhnamine. Einem Nordgefängnis. Welche Ironie, nicht wahr? Markath und Reach gehören uns. Darum sind wir die Abgeschworenen. Wir können keinen Anspruch auf eine Heimat erheben die uns gehört. Aber dann, während ihres Krieges gegen die Elfen, kam unser großer Moment. Wir vertrieben die Nord mit einem gewaltigen Aufstand aus Reach. Dann kamen Ulfric und seine Männer. Wer von uns nicht floh, wurde Exekutiert, außer mir selbst, meinem König und einer Handvoll anderer.“
„Warum erzählt ihr mir das alles?“ fragte Vilkas misstrauisch.
„Mein lieber Junge“, lächelte der alte Man ihn an. „Wie kommt ihr auf die Idee, dass ihr hier lebend herauskommt? Eure Ankunft ist beobachtet worden. Das Mädchen an der Tür ist eine Agentin der Abgeschworenen, verkleidet als Dienstmagd. Vor euch sind schon andere so weit gekommen. Und nach euch werden wieder welche kommen.“ Plötzlich sprang Nepos auf und zog einen Dolch. Vilkas hatte nicht erwartet das der alte Mann so schnell war. Er schaffte er gerade so der Klinge zu entgehen. Es gelang ihm dann dem Alten die Waffe aus der Hand zu schlagen. Dabei sah er wie die anderen Bewohner des Hauses sich näherten. Bewaffnet. Vilkas zog wieder seinen Zweihänder und schlug als erstes Nepos den Kopf vom Hals. Der Anblick, ließ die einfachen Diener erstarren. Nur die falsche Haushälterin ging weiter zum Angriff über. Obwohl sie Magie einsetzte gelang es Vilkas sie zu töten. Danach waren die anderen Diener dran. Ihm blieb nichts anderes übrig als sie zu töten, wenn er selbst überlegen wollte.

Als er hier fertig war schlich er aus dem Haus. Dabei achtete er darauf von niemandem gesehen zu werden und verschwand so schnell er konnte die Treppen hinauf zu seinem eigenen Haus. Hier machte er sich eine Kleinigkeit zu essen und dann fiel er erschöpft zu Bett. Der Tag war anstrengend und ereignisreich gewesen. Und er hatte Angst. Hatte er durch sein Handeln hier seine Familie in Weißlauf in Gefahr gebracht? Würden die Abgeschworenen sich an ihnen möglicherweise rächen? Er stand wieder auf und setzte einen Brief an Farkas auf, indem er ihm mitteilte was hier geschehen war und das er und auch die anderen Gefährten gut auf Akki und ihre Kinder aufpassen sollten. Danach legte er sich wieder hin und schlief, nachdem er sich doch erst wieder stundenlang hin und herwälzte, ein.

Wie gerädert wachte Vilkas am nächsten Morgen auf. Er hatte schlecht geschlafen und fühlte sich vollkommen ausgelaugt. ‚Akki, mein Herz, ich vermisse euch und die Kleinen. Ich hätte nicht gehen dürfen. Aber nun ist der Weg zurück für mich versperrt. Was habe ich nur getan,’ dachte er. Dann zwang er sich etwas zu essen. Als er fertig war nahm er den Brief, den er in der Nacht geschrieben hatte und verließ das Haus. Er schaute sich immer wieder um, um zu sehen ob er beobachtet wurde, konnte aber nichts erkennen. Trotzdem beschloss er, lieber nicht dem Wirt zu bitten den Brief an einen Boten zu geben sondern, er würde ihn persönlich dem Kutscher nach Weißlauf mitgeben. Ihm ertraute Vilkas, da er schon öfters mit ihm gefahren war. Er hoffte, dass die Kutsche heute abfahren würde. Als er bei den Ställen ankam war er erleichtert. Er erkannte den Mann der gerade beim Beladen war und lief auf ihn zu. Der Kutscher erkannte auch Vilkas und versprach ihm den Brief an seinen Bruder persönlich zu übergeben, wenn dieser denn in Weißlauf war. Wenige Minuten später machte sich die Kutsche auf den Weg nach Weißlauf. Vilkas beschloss nach dem Schecken zu schauen, wenn er schon hier war. Er hatte ja noch etwas Zeit bis er sich zu Mittag mit Eltrys treffen würde um diesen auf den aktuellen Stand seiner Ermittlungen zu bringen. So schnappte sch Vilkas etwas Putzzeugs und bürstete das Pferd gründlich. Als die Mittagszeit anbrach, machte sich Vilkas auf den Weg zum Schrein von Talos. Als er durch die Tür trat bekam er ein flaues Gefühl im Magen. Irgendwas stimmte nicht. Ganz langsam ging er die Treppen hinab. Und dann sah er Eltrys in seinem Blut liegen. Dann sah Vilkas eine der Stadtwachen Man hatte sie erwischt durchfuhr es ihn. Er zog sein Schwert und ging weiter. Es würde wohl nichts bringen diesen Bereich wieder zu verlassen, draußen würde man sicherlich. Er würde sich aber so teuer wie nur möglich verkaufen und einen Teil seiner Gegner mit in den Tod nehmen. Vielleicht war es daher ganz gut, das er und Akkirah sich im Streit getrennt hatten. So würde sie nicht auf die Idee kommen nach ihm zu suchen. Er hoffte, dass auch Farkas das nicht tun würde. Verdammt, warum hatte er vorhin den Brief nur abgeschickt?

Die Wache die er unten sah kam auf ihn zu. Er hörte auch wie die Tür hinter ihm geöffnet wurde und weitere Männer den Gang betraten.
„Wir hatten euch gewarnt“, sprach der Mann der auf ihn zukam. „Aber ihr musstet ja losziehen und Ärger machen. Jetzt müssen wir euch all diese aktuellen Mordfälle anlasten. Zeugen zum Schweigen bringen. Jede menge Arbeit.“
„Was habt ihr mit Eltrys gemacht?“
„Das was wir mit allen Einwohnern machen, die hier etwas verändern wollen. Wir hatten ein nettes kleines Abkommen mit Thonar und Madanch, bis ihr und Eltrys angefangen habt, herumzuschnüffeln. Nun ihr wolltet doch herausfinden, wer für die Morde verantwortlich ist? Dann freut euch, zusammen mit dem Lumpenkönig jede Menge zeit in der Cidhnamine verbringen zu dürfen. Ihr werde das Sonnenlicht nie wieder sehen, hört ihr? Niemand entkommt aus der Cidhnamine. Niemand!“

In Vilkas Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Er konnte sich nun wehren und so viele wie möglich mit in den Tod nehmen. Farkas würde herausfinden was passiert war und damit sich sowie seine eigenen Familie als auch Akki und die Zwillinge in Gefahr bringen. Wenn er ins Gefängnis ging, würde er vielleicht eine Chance haben Farkas einen Brief zu schreiben und ihn davon abzuhalten etwas zu unternehmen. Er würde einfach behaupten außer Landes gegangen zu sein. Damit würde seine Familie vielleicht sicher sein. Und vielleicht gab es ja doch eine Chance aus dem Gefängnis zu entkommen. Das würde aber nur gehen, wenn er am Leben blieb. Also entschied er sich, die Waffe fallen zu lassen und wurde dann von den Stadtwachen abgeführt.

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